-Hannah und Filou

 

Mein Interesse für Pferde begann bei mir mit 3 Jahren, damals ging meine Schwester voltigieren und ich durfte sie ab und zu dorthin begleiten. Nach einiger Zeit gefiel es mir dort so gut, dass ich auch fest angemeldet einmal in der Woche mit zum Voltigieren ging. Dies behielt ich bis zu meinem 6. Geburtstag bei, dann musste ich leider aufhören, weil wir umzogen.

In meinem neuen Zuhause stand direkt gegenüber von unserem Haus ein Pferd und es gab auch einen Bauern im Dorf, der Pferde hatte. Immer mal besuchte ich die Pferde und half ein wenig bei der Versorgung, manchmal setzte ich mich einfach stundenlang an die Box meines Lieblingspferdes und erzählte ihm Geschichten.

Mit 10 Jahren beschloss ich mich einer Voltigier-Gruppe anzuschließen, doch verbrachte ich dort nur 1-2 Jahre, da wir leider die Turnhalle öfter als den Pferdestall zu Gesicht bekamen.
In dieser Zeit verbrachte ich auch viele Ferien auf Reiterhöfen, darunter auch ein Isländergestüt, was später ein fester Bestandteil meiner Ferien wurde. Dort erwarb ich das kleine Hufeisen und ein Geländereiterabzeichen.

Kurz nachdem ich angefangen hatte zu voltigieren lernte ich Rebekka, die Tochter einer Freundin meiner Mutter und zukünftige Patentante, kennen. Sie wohnten bei uns im Dorf und Rebekka hatte ein eigenes Pferd, Tamino. Rebekka nahm mich ein paar mal mit auf den Hof und begann mir auf ihrem Pferd Reitstunden zu geben.

 

Mit der Zeit bekam ich auf dem selben Hof eine Reitbeteiligung, sie hieß Molly und war ein liebes braunes Pony mit einem Stockmaß von ca. 140 cm. Ich hatte viele Probleme mit ihr und verbrachte meist Stunden damit sie vorwärts zu bekommen. Nach einiger Zeit gab ich dies schweren Herzens auf und bekam eine andere Reitbeteiligung auf diesem Hof.

Sie hieß Amy, war vom Stockmaß ca. 160 cm , schwarz, ein Zweibrücker-Mix und mein absolutes Traumpferd. Da leider viele den Hof verließen, unter anderem auch Rebekka und mit ihr 5 weitere Einstellerinnen, fühlte ich mich dort etwas einsam und unter diesen Umständen gab ich meine Reitbeteiligung schweren Herzens auf. Damals hätte ich sie am liebsten ihrem Besitzer abgekauft, was leider weder meine Eltern noch der Besitzer wollten.
So verbrachte ich die nächste Zeit nur noch mit Reitstunden und hatte keine neue Reitbeteiligung.

Die Einstellerinnen, die den Hof verlassen hatten, hatten sich zusammen einen neuen Stall gesucht und landeten im Offenstall von Monika und Peter in Ellenberg.
Ich kannte den Stall nur durch meine Reitstunden, die ich weiterhin von Rebekka auf Tamino bekam. Rebekka und ich tüftelten immer weiter an der Idee ein eigenes Pferd für mich zu suchen und konnten nach langem Überreden meine Mutter dazu bewegen mit uns nach Aachen zu einem Pferdehändler zu fahren. So fing Filous und meine Geschichte an...  

Am 09.07.05 begann alles, nachdem ich über die Bilder im Internet schon ein Pferd ausgesucht hatte, was ich mir anschauen wollte, suchten wir das Pferd im ganzen Stall. Leider konnten wir es nicht finden und erfuhren später, dass dieses Pferd schon verkauft war. Da wir den weiten Weg nach Aachen nicht ganz umsonst gemacht haben wollten, schauten wir uns nochmals die anderen Pferde an.
Ganz hinten im Stall entdeckte ich einen sehr scheuen Criollo, dessen Behang abgeschnitten war. Ich stand dort, schaute ihn an und es machte "Klick", ich hatte mich total in dieses Pferd verliebt. Nachdem ich sehr lange an seiner Box stand, und er langsam immer näher kam, ließen wir ihn raus holen, um ihn näher zu betrachten. Als wir ihn so weit es geht äußerlich für gesund einschätzten, machte uns die Frau den Vorschlag ihn in der Halle vorzureiten. Es sah toll aus, wie er sich bewegte, doch ich machte einen Fehler und lehnte das Probereiten ab.

Nach Bedenkzeit entschieden wir uns gemeinsam für den Kauf und erfuhren im Gespräch mit dem Händler einiges über die Vergangenheit des Criollo. Er war erst seit knapp 2  1/2 Monaten in Deutschland und hatte eine lange Reise vor Argentinien zu uns hinter sich. Man vermutete, dass der Behang zum Einen in Argentinien abgeschnitten wurde, um Schäden durch hängen bleiben des Behanges im Gebüsch zu vermeiden und zum Anderen um ihn als Schlachtpferd nach Deutschland zu verkaufen, da dies weniger Kosten erzeugte. Den Rest seiner Vergangenheit kann ich mir nur durch seine Papiere uns seinen Brand ( der kaum noch sichtbar ist ) zusammen reimen. Nachdem der Vertrag unterschrieben war und die Ankaufsuntersuchung gut verlaufen war, freute ich mich auf den Tag an dem er gebracht werden sollte.

Am 21.07.05 war es soweit, doch da in Ellenberg für mich noch kein Platz war, kam er zur Übergangslösung in eine Box in einem Dorf nahe Ellenberg. An diesem Tag bekam er seinen Namen Filou von mir, was sich später als sehr passend herausstellte. In dem "Ersatzstall" verbrachte er die ersten 6 Wochen und ich lernte ihn langsam kennen.

Es startete gleich mit sehr vielen Komplikationen, da er sehr schreckhaft und ängstlich war und dazu kam eine gute Portion Misstrauen und Energie. In den ersten 6 Wochen schaffte er es 5 Stricke und 3 Halfter kaputt zu reißen und mich so einzuschüchtern, dass ich mich kaum traute mit ihm am Strick 100 Meter vom Stall zu entfernen. Die Boxenhaltung verschärfte die ganze Situation und damals wurde mir oft gesagt, man würde ihn nie reiten können und es wäre für mich das Beste ihn wieder weg zu geben. Doch ich gab die Hoffnung nicht auf und wechselte sobald es ging in den Offenstall nach Ellenberg.

Filou mit seinen besten Freundinnen

Die Situation zwischen Filou und mir verbesserte sich, auch wenn ich die ersten Monate kaum mehr als Bodenarbeit und Spaziergänge machen konnte, waren viele kleine Erfolge zu sehen, z. B. hörte er auf sich dauernd gegen mich zu richten ( beißen und treten ), ich konnte ihn inzwischen putzen und auch ein wenig Vertrauen sprach er mir zu.

 

So verging die Zeit langsam und ich fing an ihn Ende des Jahres im Gelände zu reiten. Auf dem Reitplatz gab es noch viele Probleme und wir bewegten uns dort fast nur im Schritt vorwärts.

 

 

 

Im November hatte ich dann einen Unfall mit ihm, weil er mir auf einem Ausritt durchging und im Galopp zurück zum Stall lief streifte er mich an einem Baum ab und ich fiel herunter. Die Folgen waren eine ziemlich schwere Gehirnerschütterung und ein beschädigtes Knie. Darauf hin konnte ich erstmal nicht reiten und traute mich auch nicht so recht. Doch auch dies verbesserte sich und mit Hilfe von Rebekka klappt das Reiten auf dem Platz auch besser. Mit der zeit erlitt ich noch viele Verletzungen durch Stürze , Blutentnahmen ;-) und anderen, doch das Vertrauen zwischen Filou und mir wuchs immer weiter, er verwandelte mich in einen ganz anderen Menschen und einen viel besseren Reiter und ich ihn in ein anders Pferd. Es gab viele Erfolge, viele Rückschläge, etliche Stunden der Verzweiflung und etliche Stunden des Glücks und des Stolzes. Doch nach nunmehr 3 Jahren bin ich zufrieden damit, was wir erreicht haben und ich bin mir sicher, dass ich kein besseres Lehrpferd bekommen hätte.

Dafür, dass Filou sich anfangs von niemandem anfassen ließ und selbst ein Spaziergang zum Problem wurde, bin ich sehr stolz, da er nun den Kontakt zu Menschen nicht mehr scheut und wir auch ohne Probleme einen Geländeritt, ein Reiterfest oder eine Hochzeit hinter uns bringen.

 

Das war´s vorerst mal von uns.                             

Eure Hannah und Filou  

 

Kleines Ruhepäuschen

 

 

         

 Da hat er noch die typische Mexico Frisur

 

Filou, der Unererschrockene

 

zurück zur Bildübersicht "Die Mädels"